Dienstag, 22. März 2011

Zwischenseminar

Gunjur -Benna Kunda
and
Tujereng- Art Village


Am Donnerstag den 17.03 bin ich mit Valerie und Jonas und insgesamt viel Gepäck nach Gunjur zum Zwischenseminar gefahren.
Richtig viel Lust hatten wir eigentlich alle nicht, denn wie ja alle wissen, gefällt uns unser Leben in Gambia mehr als nur gut und somit wussten wir gar nicht richtig, was uns so ein Seminar bringen soll.
Wie dem auch sei, erst einmal ging es für 5 Dalasi mit dem Taxi nach Westfield. Von dort aus mit dem Buschtaxi für ebenfalls 5 Dalasi zur Dippa Garage. Dort angekommen haben wir die großen Buschtaxis gesucht, die nach Gunjur fahren. Für die Fahrt musste jeder 18 Dalasi zahlen zuzüglich 10 Dalasi, weil wir so viel Gepäck hatten.
Im Minibus sitzend haben wir die vielen Verkäufer begutachtet, die mit den verschiedensten Leckereien an unseren Fenstern vorbeiliefen. Als die Fahrt losging waren wir für die kommende Stunde gut versorgt mit Kuchen, Hefeteilchen und Wasserpäckchen =)
An der Garage in Gunjur wurden wir dann von zwei Seminarbegleiterinnen abgeholt Die waren über unser vieles Gepäck überrascht und wir, weil wir nicht, wie gedacht, mit einem Auto abgeholt wurden. Schließlich mussten wir einen 20 minütigen Fußmarsch zum Seminar-Compound „Benna Kunda“ durchstehen.
Schwitzend und außer Atem kamen wir auf dem Gelände an. Wir hatten bereits eine kleine Vorahnung, dass die Unterbringung sehr einfach gehalten sein soll. So war es dann auch: Weder fließend Wasser noch Strom. Dafür aber ein Lagerfeuer, Brunnen, Außentoilette und Aussendusche. Letzteres natürlich ganz afrikanisch mit Wellblech und Palmenblättern vor unerwünschten Zuschauern geschützt. Ganz un- afrikanisch war dann allerdings die Porzellantoilette die man anstelle eines Lochs im Boden vorfand =)
Das Ganze war dann letztendlich viel unspektakulärer als es anfänglich aussah. Im Gegenteil: Wann kann man schon behaupten, morgens mit Vogelgezwitscher unter freiem Himmel geduscht zu haben? Außerdem war das Wasser aus dem Brunnen angenehm erfrischend und ließ einen etwas wacher in den Tag starten.
Geschlafen haben wir auch in ganz einfachen Lehmhütten, in die sich nächtlich Salamander, sonstige Echsen und sicherlich auch ein paar Spinnen verirrt haben. Dank meines Moskitonetzes um mein Bett, war mir das relativ egal! Einer Schlange ist bis Sonntag Nachmittag keiner von uns begegnet, wahrscheinlich weil wir im Vorfeld darüber informiert wurden auch nachts mit lauten Schritten die „Toilette“ aufzusuchen um alles Getier zu verscheuchen.
Um das Gelände in kurzen Worte zu beschreiben: Natur-Pur! Viele Bäume, Palmen und Sträucher, Wald und in 10 Minuten Entfernung das Meer.
Wir (Jonas, Valerie, Ich, 4 weitere Freiwillige und 3 Seminarbegleiter) haben jeden Tag gemeinsam gefrühstückt, zu Mittag oder zu Abend gegessen. Entweder wurden wir vom benachbarten Compound bekocht, haben selbst gekocht oder ein paar Tapalapa (eine Art Baguette) mit Eiern, Kartoffeln, Zwiebeln etc. vom Shop gekauft.
Den Donnerstag, Freitag und Samstagmittag haben wir in Benna Kunda verbracht. Mit typischen Seminarspielen und Warm ups wie „lebendige Landkarte“ oder „Evolution“ konnten wir uns untereinander kennenlernen und nach jeder längeren Pause wach in eine neue Seminareinheit starten. Themen waren unter anderem unsere bisherigen Highlights und Low-Lights in Gambia, Family and Village Structures, Racism und die verschiedenen Traditionen der einzelnen Stämme und wir wir mit diesen bisher in Konflikt geraten sind.
Am Samstagnachmittag sind wir dann mit dem Buschtaxi nach Tujereng zur Projektstelle „Art Village“ einer der Freiwilligen gefahren und sollten dort die restliche Zeit bis zum Seminarende verbringen.
Das Art Village ist das zu Hause und die Arbeitsstelle von einem gambianischen aber international bekanntem Künstler namens Etu, den wir noch am gleichen Tag persönlich kennenlernen durften und der uns dann noch ausführlich über die Entstehungsgeschichte seines „Art Village“ berichtet hat.
Das Gelände bestand aus fast ausschließlich Natur und vieler seiner Kunstwerke und Skulpturen. Sogar die Häuschen in denen wir geschlafen haben, wurden aus Materialien errichtet, die lokal zur Verfügung stehen.
Weder mit Worten noch mit Fotos lässt sich beschreiben, wie das Gelände aussah. Es hatte jedenfalls etwas märchenhaftes und verwunschenes an sich!
Am Samstagabend sind wir ins Dorfinnere von Tujereng und sollten an einer kostenlosen open air Filmveranstaltung von Etu teilnehmen. Leider gab es wie immer und überall das bekannte Problem, dass der Beamer und Laptop nicht miteinander harmonieren wollten. 2 Dvd Player, ein Fernseher und 1,5 Stunden später, liefen die Filme endlich auf der Leinwand. Der erste Film war ein Kurzfilm von Etu und hieß „Walk me to school“. In diesem wurde ein gambianisches Mädchen vom Aufstehen bis zum Ende des Schultages von einer Kamera begleitet.
Der zweite Film „Retour à Gorée“ handelte von einem senegalesischen Sänger auf der Suche nach amerikanischen Musikern mit afrikanischen Wurzeln. Diese sollten dann mit ihm, Youssou n`dour, eine Art Gedenkkonzert auf der Insel Goree halten. Hier wurden vor Jahrzehnten tausende von Sklaven nach (Latein-) Amerika verschifft.
Am Sonntag gab es keine Seminareinheit, dafür aber einen Ausflug nach Kartong in die Reptile Farm. Diese Farm ist ein gemeinnütziges Aufklärungsprojekt und soll den Einheimischen ihre Angst vor Schlangen nehmen. Sie soll aufzeigen, dass diese Reptilien von Natur aus den Mensch meiden und lediglich angreifen wenn sie Gefahr verspüren, also in der Regel dann, wenn der Mensch aus Angst versucht die Schlange umzubringen!
Laut Aussage der Führerin, werden die Schlangen nicht lange in den Käfigen gehalten, sondern nach ein paar Monaten wieder in die Natur entlassen und durch eine neue eingefangene Schlange ersetzt usw.
Mein Highlight hier: Eine Königspython auf meinen Schultern =)
Nach der ca. 20 minütigen Führung haben wir noch dem Gambia River einen kurzen Besuch abgestattet. Jonas und Ich haben uns die nahe gelegenen Hütten angeschaut, in denen frischer Fisch geräuchert wurde. Es war nicht nur super interessant endlich mal zu sehen, wie dass gemacht wird, der Fisch hat zudem noch seeeeehr gut geschmeckt.
Daraufhin sind wir runter zum Meer gefahren und haben den Fischern und Frauen dabei zugeschaut, wie Netze gesponnen und Fisch ausgenommen wird. Wie überall in Gambia waren auch hier etliche Kinder um uns herum und wollten Mintis (Süssigkeiten), Geld oder einfach nur auf ein Foto drauf =)
Schließlich sind wir weiter zu einer Lodge am Meer gefahren um etwas zu Mittag zu essen.
Auf dem Rückweg zum Art Village haben wir noch den Compound unseres Fahrers besucht. Ein Junge aus der Familie ist für uns eine Kokos-Palme rauf geklettert und hat uns Kokosnüsse gepflückt und geöffnet. Des Weiteren durften wir seine Cashew- Farm besichtigen, ein weiteres Highlight des Ausflugs. Zum einen fand ich es total spannend, endlich mal vor einem Cashew- Baum zu stehen, genauso wie ich es spannend fand als ich zum ersten Mal hier in Gambia einen Mangobaum gesehen habe. Das wäre wie, wenn man das ganze Leben lang Äpfel gegessen hat, aber noch nie einen Apfelbaum gesehen hätte! Einfach ein unbeschreiblich komisches Gefühl....jedenfalls weiß ich jetzt, warum Cashew-Nüsse so teuer sind!! Jede Nuss muss einzeln vom Baum gepflückt werden und sooo viele sind da nun wieder auch nicht dran. Was ich vorher ebenfalls nicht wusste, ist, dass an der Cashew-Nuss noch eine gelbe oder rote Frucht dranhängt, die unglaublich süß und erfrischend lecker schmeckt!!!
Am Montag haben wir nach dem Frühstück noch eine etwas längere Einheit über Entwicklungszusammenarbeit und globales Lernen gemacht. Diese Themen haben mich sehr interessiert, nur leider hat die knappe Zeit keinen Raum für weitere Diskussionen geboten.
Um ungefähr 13 Uhr sind Valerie, Jonas und ich aufgebrochen und nach einer schnellen Rückreise gut in unserem zu Hause in Fajara angekommen.
Unser Kater Pepo hat uns direkt miauend, aber vorwurfsvoll begrüßt und ist den restlichen Tag und Abend nicht mehr von unserer Seite gewichen =)

Im Folgenden noch ein paar Impressionen!


Bis bald und liebe Grüße!

Eure Janina

Moderne Busch-Toilette





The Art Village

Schlafhäuser im Art Village

Gambia River und die "Grüne Grenze" zum Senegal

Haus in dem der Fisch geräuchert wurde

Fisch wird geräuchert

Strand in der Nähe und keine Menschenseele

Ich bei den geräucherten Fischen

Ich mit einer Königspython in der Reptile Farm

Ich mit Kindern am Strand





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