Donnerstag, 11. August 2011

Dakar, Senegal

Reise nach Dakar, Senegal


Endlich kommt ein Bericht über meine/unsere Erlebnisse in Dakar vom 12.- 17. Juni 2011.

Am Sonntagmorgen ging es für Valerie, Jonas, Nuha und mich bereits um 6 Uhr von zu Hause los. Mit dem Taxi nach Westfield, von dort nach Banjul zum Hafen und hier dann wie üblich mit der Fähre ans Nordufer nach Barra.
Dort angekommen mussten wir mit dem Taxi ca. 20 Minuten an die gambianische/senegalesische Grenze fahren. Von hier aus waren es dann noch einmal 1,5 Kilometer mit dem Pferdekarren in den Senegal.
Jetzt ging es darum ein 7-Seat Auto nach Dakar zu bekommen und das natürlichst möglichst ohne mit dem Preis veräppelt zu werden. Wie immer war auch dies einer der anstrengendsten Parts der Reise, aber letztendlich haben wir es geschafft und sind für 450 Dalasi (ca. 11 Euro) pro Person inkl. Gepäck losgefahren.
Es sind ja nur knapp 300 Kilometer, doch dank der schlechten Straßenverhältnisse haben wir so ca. 10 Stunden gebraucht.
Geplant war bei einem Bekannten von Nuha zu übernachten (den er selbst vorher noch nie gesehen hatte, aber ein Freund der Familie sei). Wir also zu seinem Compound hingefahren und direkt mal vom Taxifahrer um 1000 CFA beschissen (ca.1,50 Euro; für uns jedoch mittlerweile sehr viel Geld!!). Wie dem auch sei, der Bekannte hatte wohl irgendwie missverstanden, dass wir zu viert sind und dann auch noch 6 Tage bleiben wollen und beschlossen, dass er doch keine Unterkunftsmöglichkeit für uns hat.
Die Hotels aus dem Reiseführer waren zwar nicht nennenswert teuer, aber um 6 Nächte zu übernachten für 3 Freiwillige immer noch zu preisintensiv.
Ankunft- Planung der folgenden Tage

Ankunft am Place de l`Indépendence
Mit dem Bus sind wir also erst einmal in die Innenstadt „Centre Ville“ an den Place de l`Indepéndence gefahren. Es war ja Sonntag und somit hatten die meisten Läden geschlossen, der Verkehr war ruhig und die Straßen waren im Vergleich leer.
Wir hatten beschlossen uns in der Gegend nach Hotels und Pensionen um zugucken, die vielleicht nicht im Reiseführer stehen. Die Suche hat nicht lange gedauert, denn prompt wurden wir von einem Senegalesen zu getextet, der uns direkt gehörig auf den Geist ging.
Blick aus dem Hotelzimmer
Nichts desto trotz dachten wir uns, einen Blick in die Pension „Ali Baba“ (ein Libanese :D) die er uns unbedingt zeigen wollte, kostet ja nix. Jonas und Ich also rauf in den zweiten Stock. Uns wurde ein Vierbettzimmer mit Balkon, Fernseher und Klimaanlage angeboten. Bad und Toilette auf dem Gang, aber im Großen und Ganzen alles ziemlich ordentlich und sauber und definitiv nicht schlecht für die Lage, nämlich mitten in der Innenstadt auf der Rue Georges Pompidou. Erst waren wir uns nicht ganz einig, ob wir da wirklich bleiben sollten ( die Tür zum Zimmer konnte man nicht gut abschließen, im Gebäude liefen ein paar merkwürdige Gestalten herum und sowieso haben wir uns gefragt, ob ein Stockwerk tiefer ein Stundenhotel betrieben wird). Am nächsten Tag wollten wir uns noch einmal nach einer anderen Bleibe umschauen. Letztendlich sind wir aber dann doch geblieben und waren für 5600 CFA (irgendwas um die 8 Euro) die Nacht pro Person mehr als zufrieden. Wir wurden nicht belästigt und gestohlen wurde uns auch nichts.
Am ersten Abend sind wir lange durch die Gegend herum gelaufen und haben uns Restaurants angeschaut, Preise verglichen und auch schnell festgestellt, dass es in Dakar ein Wenig anders zugeht als im friedlichen Gambia, der „Smiling Coast“. Wir wurden direkt von einem Bumster belästigt und die nächsten 3 Stunden nicht in Frieden gelassen. Er ist uns bis in Restaurant gefolgt, hat draußen gewartet bis wir fertig waren um uns dann weiter bis auf den Weg ins Hotel zu stressen. Irgendwann hat ihm Jonas ein Wenig Geld gegeben in der Hoffnung, dass er uns dann in Ruhe lässt. Aber der Gute wollte noch mehr.
Generell mussten wir feststellen, dass uns die Atmosphäre in Dakar sehr angespannt und unruhig vorkam. Wenn man über den Markt ging wurde man direkt angefasst und am Arm zum Verkaufsstand gezogen oder direkt als Rassist beschimpft wenn man irgendwann pampig wurde. Dinge, die ich in Gambia vielleicht ein einziges Mal erlebt habe!!! In Gambia wird man zwar auch ständig angesprochen und es wird einem vielleicht ein paar Meter hinterher gelaufen, aber dann ist es auch gut.
Ansonsten kam uns allen die Stadt sehr dreckig vor (obwohl die typischen gambianischen Müllecken auf der Straße hier nicht zu finden waren), es hat überall nach Urin gestunken und an jeder zweiten Ecke hat tatsächlich auch jemand an eine Wand gepinkelt. Wir zogen zeitweise Vergleiche zu Paris im Mittelalter :D

Am nächsten Tag, dem Montag, war leider Feiertag und somit schon wieder nicht viel los auf den Straßen.
Wieder sind wir den ganzen Tag durch die Umgebung gelaufen, einmal quer den Hafen entlang, haben den alten Bahnhof angeschaut und den Kermel Markt auf dem Jonas und Ich hofften (wie im Reiseführer beschrieben) ganz viel frischen Käse und Wurst kaufen zu können. Entweder war der Reiseführer veraltet oder dieser Markt hat noch nie Käse verkauft. Weit und breit sah man nur Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch und sehr viel Dreck und Abfälle in dem kleinen runden Marktgebäude.
Schließlich sind wir noch an der Küstenstraße entlanggelaufen, vorbei an vielen schicken Villen und Hotels.

Der dritte Tag „Dienstag“ war schlechthin das Highlight der Dakar-Reise, für uns alle vier!
Am morgen sind wir kurz ins Goethe Institut gefahren und haben Nuha für sein Deutschexamen, eigentlicher Grund der Reise, angemeldet.
Direkt danach sind wir an den Hafen um uns endlich die bekannte „Sklaveninsel“ Gorée anzuschauen, von der wir ja schon viel gehört und gelesen hatten (im Blogeintrag über das Zwischenseminar habe ich bereits ein paar Zeilen darüber verfasst). Kurz: Die Insel war einer der größten Sklavenumschlagplätze Westafrikas. Heute leben nur noch geschätzte 1000 Einwohner auf der Insel und sie steht seit 1978 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO.
Mit der Fähre und gefühlten 20 Schulklassen haben wir die ca.30 minütige Fahrt angetreten.
Die Insel sah sehr idyllisch aus und hat uns eher an ein kleines Dorf in Südfrankreich erinnert, als an Afrika.
Wir sind erst einmal die ganze Insel abgelaufen, haben uns das Museum Musée Historique angeschaut und die alte Festung auf der Youssou `n Dour sein Gedenkkonzert gehalten hatte. Schließlich haben wir noch eine Cola in einem Café getrunken um somit die vielen Schulkinder zu umgehen, die alle in die „Maison des Esclaves“ rein gestürmt sind, also das Sklavenhaus und Hauptsehenswürdigkeit der Insel aus dem Jahre 1778.
Nach unserer Cola war es leider immer noch voll von schreienden Kindern, die natürlich noch nicht im Stande waren, diesen geschichtsträchtigen Ort zu würdigen. Beim Eintreten im Hof sah man direkt die berühmte Doppeltreppe. Unten wurden die Sklaven, Männer, Frauen und Kinder, Mädchen und Jungen getrennt unter menschenunwürdigen Bedingungen bis zu ihrer Weiterverschiffung (manchmal mehrere Monate) in die New World gefangen gehalten. Es waren kalte, dunkle „Kerker“-Räume in denen viel mehr Menschen Platz finden mussten als eigentlich vorhanden. Ebenfalls beeindruckend war die „Tür ohne Wiederkehr“, die direkt nach draußen an eine felsige Küstenwand führt, an der die Schiffe angelegt haben. Sind die „Sklaven“ durch diese Tür gegangen, gab es für sie kein Zurück mehr nach Afrika!
Als ein Großteil der Kinder gegangen war und es langsam dunkel und still wurde, bekam man noch einmal ein anderes Gefühl für die Umstände die hier früher herrschten.
Um ca. 19 Uhr sind wir mit der Fähre zurück in das Gewusel der Großstadt Dakar gefahren und waren doch sehr in Reflexion des Tagesausfluges vertieft.
Am Abend sind wir mit Baguette und Käse aus dem Supermarkt früh ins Bett, denn Nuha hatte ja am nächsten Morgen sein Deutschexamen, welches er mit Bravour bestanden hat!!

Während Nuha also am Mittwoch seine Prüfung hatte, saßen Jonas Valerie und Ich den halben Vormittag oben in der Bücherei des Goethe Institutes und haben deutsche Tageszeitungen als auch Magazine wie Spiegel und Neon verschlungen. Nachdem wir die letzten 7 Monate Politik, Wirtschaft, Lifestyle Stars und Stories aus Deutschland und der ganzen Welt halbwegs nachgeholt hatten sind wir los in die nächste Einkaufsmall „Sea-Plaza“ und wurden direkt geflasht von den ganzen Eindrücken. Rolltreppen, rieeeesen Supermarkt, Geschäfte wie Vero Moda und Mango....alles was halt auf einen einströmt, wenn man 7 Monate lang quasi abseits der Zivilisation gelebt hat und mit Menschen zu tun hat, mit denen man sich einen Monat nach dem Tsunami in Japan über das Ereignis zu unterhalten versucht und die Antwort „Ach in Japan gabs ein Erdbeben??“ erhält.
Nach der Prüfung, es war schon früher Abend, sind wir noch einmal über den Markt in der Innenstadt gelaufen, aber viele Sachen die wir kaufen wollten, gibt es auch in Gambia und das zu deutlich günstigeren Preisen!
Nach längerer Suche haben wir die Rue de Dardanelle gefunden in der im großen Stil Blechspielzeug verkauft wurde. Aus alten Cola, Fanta etc. Dosen und Kronkorken wurde Geschäft gemacht, in Form von Schlüsselanhängern, Aschenbechern, Stühlen, Kisten, Autospielzeuge und vieles mehr!
Wir haben direkt einen netten älteren Herr gefunden, der uns in sein Atelier geführt hat und uns ein wenig über seine Arbeit erzählt hat. Am nächsten Tag haben wir uns noch einmal mit ihm getroffen, diesmal mit etwas mehr in Geld in der Tasche. Der Mann hat glaube ich an diesem Abend das Geschäft seines Lebens gemacht :D
Am Abend wollten wir noch das Nachtleben Medinas unsicher machen. Aber unter der Woche hat hier definitiv nicht der Bär gebrüllt und somit sind wir schon um 22 Uhr wieder in Richtung Hotel gefahren. Auch der berühmte Club von Youssou` n Dour „Chossan“ war geschlossen =(
Mittlerweile bekamen wir das Gefühl, dass wir zur falschen Zeit nach Dakar gefahren sind...unter der Woche und dann auch noch mit Feiertag.

Am Donnerstag haben wir uns in der Früh erst einmal wie jeden morgen in der Patisserie gegenüber mit Leckereien wie Schokocroissants, Kokosecken und Eclairs eingedeckt. Das Ganze haben wir dann im Garten vor dem Musée de Dakar mit Nescafé von einem Straßenverkäufer verdrückt. Anschließend sind wir ins renovierte I.F.A.N. Museum rein (Institut Fondamental d' Afrique Noire) was uns alle aber nicht wirklich vom Hocker gehauen hat. Einen Führer gab es nicht und die vielen afrikanischen Masken und Kultgegenstände von Zeremonien und Ritualen der verschiedenen Ethnien, waren allesamt mit französischsprachigen Schildchen bestückt welche uns dank eingeschlafener Französischkenntnisse nicht viel erklären konnten.
Nebenan war dann noch eine Ausstellung der Air France. Das fanden wir dann schon spannender :D
So wirklich wussten wir auch nicht mehr was wir uns noch angucken sollen, soviel hatte Dakar irgendwie nicht zu bieten. Wir beschlossen runter an die Corniche Ouest zu fahren um uns die große Moschee aus dem Reiseführer anzugucken. Hier haben wir eine Weile den Fischern beim Spinnen von Netzen als auch beim Bootsbau zugeschaut und zu guter Letzt deren Haustier, einen ziemlich uneingeschüchterten Pelikan, kennengelernt.
Am Abend haben wir noch in der Kneipe gegenüber was getrunken und die letzten Tage Revue passieren lassen.

Am nächsten morgen, dem Freitag, haben wir die Rückreise nach Gambia angetreten. Auf dem Rückweg hatten wir einfach keine Chance und zahlten viel zu viel für die Rückfahrt nach Gambia, ca. 10000 CFA pro Person also ca. 15 Euro =(

Im Gossen und Ganzen sind wir alle sehr froh, dass wir die Reise nach Dakar gemacht haben, aber wir sind uns auch einig, dass wir das Ganze nicht noch einmal sehen müssen. Wir haben einfach mehr erwartet und waren enttäuscht, dass wir quasi nach Sehenswürdigkeiten suchen mussten.
Die Reise nach Gorée hat mich jedoch sehr beeindruckt und das möchte ich nicht missen. Immerhin waren wir jetzt auch mal im Senegal und konnten feststellen, dass wir es mit Gambia wirklich gut getroffen haben. Uns gefällt es hier jetzt vielleicht noch besser als vorher. Die Menschen hier sind so unglaublich freundlich, die ganze Umgebung, die Küste und Landschaft...die Bewegungsfreiheit. Sich in einem fremden Land sicher zu fühlen!!
Ich habe einfach sehr gemerkt, wie gut ich mich schon in Gambia auskenne, mit den Menschen, den Orten, den Preisen etc.


Zusammenfassend waren wir also alle sehr glücklich, als wir die gambianische Grenze erreichten und uns ein netter Grenzbeamter mit einen Lächeln im Gesicht und „Welcome back“ begrüßte !!
Mit der Fähre nach Gorée


Hafen von Gorée

Sklavenhaus- Masion des Esclaves

Tür ohne Wiederkehr

Sklavenräume


Statur vorm Sklavenhaus

Grosse Moschee an der Côte Ouest

Kermel Markt- Markthalle

Tür ohne Wiederkehr

Buschtaxis in Dakar

Im Atelier in dem Blechspielzeug hergestellt wird

Der ältere Herr, dem das Atelier gehört

Strassen in Dakar

Mangoverkäufer

Unser 7 Seat Auto für die Rückfahrt

Nuha und Ich am alten Bahnhof

Strassen auf Gorée

Fischer am Strand mit dem Pelikan im Hintergrund




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